Der Schlüssel hat ausgedient!

Dieser Artikel erschien in der bauelemente bau Ausgabe 11/19

Unterföhring, 31.10.2019

Der Schlüssel hat ausgedient!

Diese Vision verfolgt die SimonsVoss Technologies GmbH schon seit über 20 Jahren. Bekannt ist das Unternehmen mit Sitz in Unterföhring bei München in erster Linie für komplexe digitale Schließsysteme, die überwiegend in großen Objekten zum Einsatz kommen. Zu den Kunden, die auf die Technologie von SimonsVoss vertrauen, gehören neben der öffentlichen Hand, dem Gesundheits- und Finanzwesen auch eine ganze Reihe von DAX-Unternehmen. Aber auch für kleinere Objekte wie zum Beispiel Gewerbebetriebe, Einfamilienhäuser, Ferienwohnungen, Arztpraxen, Architekturbüros sowie Mehrfamilienhäuser kann das Unternehmen mit „MobileKey“ eine einfach zu installierende und leicht programmierbare Lösung bieten. Und damit den Einstieg in die Welt der digitalen Schließtechnik erleichtern.

Ausgelegt ist die MobileKey-Lösung für bis zu hundert Nutzer und zwanzig Schließungen. Das können neben elektronischen Zylindern an Türen auch solche für Garagenund Schiebetore oder Schranken sein. Mit der Online-Version von MobileKey können sogar Empfänger in räumlich getrennten Gebäuden angesprochen werden. Sprich neben dem Betrieb auch im Privat- oder Ferienhaus. Statt dem bisher üblichen mechanischen Schlüssel kommen zur Öffnung der Türen digitale Transponder, eine PinCode-Tastatur oder aber das Smartphone zum Einsatz. Für Schließungen ohne Zylinder wie zum Beispiel Türöffner, Motorschlösser, Garagentor- oder Rollladenantriebe und sonstige Produkte bietet das digitale SmartRelais als elektronischer Schlüsselschalter die passende Lösung.

Einfache Installation und Nachrüstung

Weil es sich dabei um eine komplett batteriebetriebene Lösung handelt, gestaltet sich die Montage besonders einfach. Weder für die Erstausstattung der Türen, noch für die Nachrüstung, müssen Bohrungen angebracht oder Spezialwerkzeuge verwendet werden. So lassen sich die elektronischen Türzylinder mit wenigen Handgriffen einbauen. Auch eine nachträgliche Umrüstung auf die digitale Lösung ist ohne weiteres und ohne großen Aufwand möglich.

Damit können wir neue Händler für die digitale Schließtechnik begeistern. Auch Schlüsseldienste, die bisher nur im mechanischen Bereich unterwegs waren, sind potentielle Kunden für SimonsVoss. Wenn diese mit der einfachen Einstiegslösung gut zurechtkommen, können sie sich später auch an die große Lösung heranwagen“, ist sich Produktmanager Tobias Lerzer sicher.

MobileKey liefert SimonsVoss in zwei Versionen: Die Offline-Version ist Standard, deutlich mehr Komfort bietet allerdings die OnlineVariante. So können zum Beispiel Zutrittsprotokolle ausgelesen werden, um zu prüfen, wer wann und wo das Gebäude betreten hat.

Mit den im Zylinder integrierten Sensoren ist als Option auch ein DoorMonitoring möglich. Die Sensoren überwachen den Türzustand und registrieren jede Zustandsänderung. Offen, geschlossen, Riegel komplett ein- oder ausgefahren, ein- oder zweimal gesperrt, zu lange offen – die Informationen dazu werden in Echtzeit gemeldet. Die Software SmartSurveil transferiert diese Übersichts- und Kontrollfunktionen anschaulich auf den PC-Bildschirm.

Mit Hilfe des Event-Managements werden bei vordefinierten Ereignissen oder Alarmen automatisch Benachrichtigungen per PushNachricht auf das Smartphone oder als E-Mail verschickt.

Mit „Key4Friends“ können temporäre Zutrittsberechtigungen vergeben werden, um zum Beispiel Handwerkern oder dem Nachbarn einmaligen Zugang zu verschaffen. Diesen wird per Mail ein elektronischer Schlüssel auf das Smartphone geschickt. Der Key4Friends ist bis zu sechs Monate gültig und kann beliebig oft verlängert werden. Aber auch eine Fernöffnung über das Handy ist in der Online-Version möglich.

Sollte mal ein Transponder verloren gehen, kann dieser innerhalb weniger Sekunden gesperrt werden, um einen Missbrauch zu verhindern. Einen neuen Transponder einzurichten dauert auch nur ein paar Minuten.

 

Web-App zur Konfiguration

Für die Konfiguration und Verwaltung einer MobileKey-Schließanlage bietet das Unternehmen auf der Microsite app.my-mobilekey. com eine intuitiv zu bedienende Web-App. Oliver Brandmeier, Leiter Produktmanagement: „Diese App kann auf allen internetfähigen Geräten, wie PCs, Tablets, Mac-Rechnern oder Smartphones, aufgerufen werden. Mit nur wenigen Klicks wird festgelegt, welche Personen welche Zutrittsrechte haben. Diese Rechte können jederzeit geändert oder zeitlich eingegrenzt oder erweitert werden.“

Die Daten aus der Web-App werden auf den auditierten SimonsVoss-Webserver übertragen, dort als Schließplan angelegt und zurück in die Web-App geschickt. Bei der Standardversion müssen dann noch die Daten mit Hilfe des Programmiergeräts in Form eines USB-Sticks auf die Transponder und Schließkomponenten übertragen werden. Damit ist das Schließsystem funktionsfähig.

Deutlich komfortabler ist die Online-Version von MobileKey. Denn die vernetzten Schließkomponenten sind über eine SmartBridge direkt mit dem Server verbunden. So werden Systemeinrichtungen und Änderungen von Berechtigungen nahezu in Echtzeit umgesetzt.

Bei diesen Servern handelt es sich um eigene Server, die in einem Rechenzentrum stehen, das eine hohe Verfügbarkeit sicherstellt. Zudem wird die Sicherheit gegenüber Angriffen von außen regelmäßig durch Spezialisten getestet.

„MobileKey wird von unseren Kunden gut angenommen. Denn eine kurze Einweisung von gerade einmal 20 Minuten reicht schon aus. Wir hatten das System Anfang 2016 eingeführt, noch im ersten Jahr konnten wir 1.000 Schließsysteme installieren. Heute sind es schon einige Tausend in unterschiedlichen Anwendungen“, erläutert Lerzer.

 

Der große Bruder: das bewährte System 3060

Mit dem System 3060 bietet SimonsVoss ein digitales Schließ- und Zutrittskontrollsystem für große Objekte, eine Vielzahl von Nutzern und komplexen Zutrittsberechtigungen. In das System können neben Türzylindern auch Einfahrtsschranken, Türen, Tore, Aufzüge und Drehkreuze bis hin zu Schränken integriert werden. Damit ist es möglich, ein Gebäude rundum abzusichern. Dennoch ist dafür nur eine überschaubare Anzahl an Komponenten notwendig: ein digitaler Schließzylinder, ein digitales Schließrelais, die digitalen Türbeschläge SmartHandle beziehungsweise SmartHandle AX sowie digitale Schrank- und Vorhängeschlösser.

Im digitalen Zylinder steckt die ganze Schließund Kontrollintelligenz. Es gibt ihn in verschiedensten Ausführungen und mit vielfältigsten Schließ-, Überwachungs-, Protokollund Kontrollfunktionen. Wahlweise kann er auch mit Sensoren für das kabellose DoorMonitoring (nur online) ausgestattet werden. DoorMonitoring bieten aber auch die Produkte SmartHandle und der SmartHandle AX für Innentüren.

Anpassungsfähige Lösung

Ein modularer Aufbau ist die Voraussetzung für den individuellen Zuschnitt der Schließanlagen. Dieser ermöglicht es aber auch, das System jederzeit an Veränderungen anzupassen. Sei es, wenn das Gebäude erweitert wird, neue Schließungen hinzukommen oder zusätzliche Kontrollfunktionen beziehungsweise die Umstellung auf die online-Version gewünscht sind. Die Anpassung ist dank der kabellosen, batteriebetriebenen Technik schnell und kostengünstig machbar. Dafür ist mit der vollen Auf- und Abwärtskompatibilität der Produkte und Systeme gesorgt.

Bezüglich der Identifikation hat der Kunde die Wahl zwischen aktiver und passiver Technik. Zum einen den „aktiven“ Transponder oder aber die „passive“ SmartCard. Der wie ein Funkschlüssel funktionierende, batteriebetriebene Transponder bietet freilich eine ganze Reihe an zusätzlichen Vorteilen in Sachen Sicherheit und Komfort.

Er hat eine größere Reichweite, eine deutlich längere Lebensdauer und verfügt über mehr Speicher für Daten aller Art. Das robuste Gehäuse schützt die Leseelektronik und bietet einen guten Schutz vor Vandalismus und Manipulation. Mit dem Transponder wird das Entriegeln einer Tür aktiv per Knopfdruck ausgelöst. Da für die aktive Datenübermittlung Energie benötigt wird, ist der Transponder batteriebetrieben. Das hat auch den Vorteil, dass die Batterielebensdauer von Zylinder und Beschlag auf bis zu 300.000 Zyklen gesteigert wird.

Schranken, Tore, Aufzüge etc. verfügen nur selten über Schließzylinder. Damit auch bei ihnen der Zutritt elektronisch ermöglicht und kontrolliert werden kann, kommt ein SmartRelais zum Einsatz, das als Zutrittskontrollleser funktioniert. Es schaltet nicht nur Licht, Tore, Schranken und Maschinen, sondern es übermittelt auch Daten von Identifikationsmedien an fremde Systeme, zum Beispiel an die Zeiterfassung, die Kantinenabrechnung oder das Facility Management.

Zentrale Verwaltung

Für die Einrichtung und den Betrieb der digitalen Schließanlage bietet SimonsVoss die Locking-System-Management-Software LSM. Die Schließanlagen im System 3060 können je nach Wunsch offline, online oder auch virtuell vernetzt betrieben werden. Der OnlineBetrieb bietet den Vorteil, dass alle Funktionen und Änderungen der Zutrittsrechte zentral über die LSM und in Echtzeit über das Netzwerk ausgeführt werden können. Die aufwändige Vor-Ort-Programmierung aller Schließungen erübrigt sich damit.

In einer virtuell vernetzten Schließanlage übernimmt das SmartRelais die Rolle des zentralen Gateways. Das heißt, es überträgt geänderte oder neue Zugangsberechtigungen auf die Identifikationsmedien. Auf diese Weise ist sichergestellt, dass jeder Benutzer über tagesaktuelle Zugangsberechtigungen verfügt.

 

Jetzt auch für Innentüren

Noch recht neu im Programm ist der SmartHandle AX für den Einsatz im Schließsystem 3060. Der elektronische Beschlag für Innentüren kann, ohne dass dazu Löcher gebohrt werden müssten, am vorhandenen Rosetten-Lochbild (DIN 18251) befestigt werden. Oliver Brandmeier: „Auch bei dem neuen Produkt haben wir wieder auf ein gutes Design und hochwertige Materialien wie Edelstahl besonderen Wert gelegt. Qualität zeigt sich aber auch im Detail. Eingesetzt werden hochwertige Federn, die sicherstellen, dass der Türgriff auch noch nach vielen Öffnungszyklen immer exakt waagerecht steht. Ein modularer Aufbau macht Gestaltungs- und Variantenvielfalt möglich. Die Bedienung per Bluetooth oder Handy bietet neben der erwarteten Sicherheit auch einen hohen Komfort.“

Der Pionier der digitalen Schließtechnik

Das Unternehmen SimonsVoss kann für sich reklamieren, als erster eine digitale, batteriebetriebene Schließtechnik auf den Markt gebracht zu haben. Die Ur-Idee des Unternehmensgründers Ludger Voss war es, die elektronische Zutrittskontrolle in ein Standardformat zu integrieren. Dabei hatte Voss zunächst den Standard-Schlosskasten im Blick. Schnell wurde deutlich, dass es diesen im Objekt nicht gibt und stattdessen mit DIN links und rechts, unterschiedlichen Dornmaßen, Sonderanwendungen wie Paniktüren eine Fülle unterschiedlichster Schlösser zum Einsatz kommt.

„Man sollte sich nicht verführen lassen von einer ersten Idee, denn dahinter könnte auch noch etwas Besseres kommen“. Dies beherzigend, integrierte der aus der Elektronikbranche kommende Voss die digitale Schließtechnik in einen kompakten Türknauf. Möglich wurde dies durch einen selbst entwickelten besonders kleinen Microchip, der sich zudem durch einen geringen Energieverbrauch auszeichnet.

Als potenzielle Zielgruppe hatte Voss zunächst den Privatkunden im Blick. Schon sehr bald sollte jedoch klar werden, dass angesichts der Preissensibilität der angepeilten Zielgruppe nicht mit einer großen Nachfrage zu rechnen sein würde. „Das war für uns der Grund, den Vertrieb erst einmal auf Objekte zu konzentrieren, wo wir uns höhere Stückzahlen versprochen haben“, berichtet Voss.

Dabei wurde offensichtlich auf das richtige Pferd gesetzt. Denn in den letzten 20 Jahren wurden mehr als 1,2 Millionen elektronische Schließungen in über 12.000 Projekten installiert. Heute unterhält das Unternehmen mit seinen 350 Mitarbeitern Niederlassungen in Europa, dem Mittleren Osten sowie in Asien. Beliefert werden über 2.000 Fachhandelspartner weltweit, davon allein 500 in Deutschland. Deren enge Betreuung wird durch 80 Außendienstmitarbeiter sichergestellt.

Seit September 2015 gehört die SimonsVoss Technologies GmbH zum US-amerikanischen Allegion-Konzern. Das an der New Yorker Börse notierte Unternehmen bietet mechanische und elektronische Sicherheitsprodukte rund um die Tür beziehungsweise den Eingangsbereich von Gebäuden. Neben den deutschen Unternehmen SimonsVoss® und Interflex® gehören unter anderem auch Marken wie Cisa®, Lcn®, Schlage® und Von Duprin® zur Gruppe.

Mit seinen insgesamt 10.000 Mitarbeitern erzielt Allegion einen Umsatz von 2,7 Mrd. US-Dollar und vertreibt seine Produkte in rund 130 Ländern weltweit.

 

„Wir digitalisieren den Markt der Schließanlagen“

Mechanische Schließanlagen im Geschosswohnungsbau sind nur so sicher, wie die Bewohner sorgfältig mit den Schlüsseln umgehen. Betreiber von Wohnanlagen beklagen regelmäßig den Ärger mit den Nutzern und die hohen Kosten durch Schlüsselverluste. Diese stellen zudem ein Sicherheitsrisiko dar. Daher werden solche Gebäude mehr und mehr auf digitale Schließtechnik umgestellt. Dazu äußert sich Bernhard Sommer, Geschäftsführer der SimonsVoss Technologies GmbH und der Interflex Datensysteme GmbH, im Gespräch mit der Redaktion.

 

Die Zahl neuer Geschosswohnungsbauten und Modernisierungen im Bestand steigt vor allem in den Städten kontinuierlich. Die Investoren versuchen dabei so kostenoptimiert wie möglich zu arbeiten. Funktioniert das auch im Bereich Sicherheitstechnik?

Hier zeichnet sich die Erkenntnis ab, dass die auf den ersten Blick vielleicht günstigere mechanische Schließanlage langfristig die teurere Lösung sein kann gegenüber digitalen Systemen.

Um wieviel teurer ist eine digitale Schließanlage gegenüber einer mechanischen Lösung?

Für den Endkunden sprechen wir da von einer Größenordnung von 300 bis 400 Euro pro Tür inklusive der Zutrittsmedien etc. Bei einer durchschnittlichen Nutzungsdauer von fünfzehn Jahren entspricht das zusätzlichen Kosten von 20 Euro pro Jahr für eine digitalisierte Türlösung. Was entfällt sind die verhältnismäßig hohen Kosten, die entstehen, wenn ein Schlüssel verlorengeht: für den Zylinderaustausch, das Nachmachen von Schlüsseln etc.

In welcher Zeit amortisieren sich die höheren Anschaffungskosten?

Im Schnitt innerhalb von drei bis fünf Jahren. Besitzer, Verwalter und Bewohner von Einheiten in Wohnanlagen waren in der Vergangenheit häufig skeptisch gegenüber elektronischem Zutrittsmanagement. Diese Sichtweise verschwindet immer mehr. Verfahren zur elektronischen Ablesung von Strom, Wasser oder Energieverbrauch sind inzwischen etabliert, der Umgang damit ist den Leuten vertraut. Viele Investoren stellen ihren Käufern oder Mietern inzwischen einfache Bedienungsanleitungen zur Verfügung. So lässt sich zum Beispiel das Thema Wohnungslüftung managen. Und nach diesem Prinzip wird es auch in der Sicherheitstechnik funktionieren.

 

Jahrzehntelang war die mechanische Zentralschlossanlage unangefochten führend im Geschosswohnungsbau. Warum ändert sich das gerade?

Weil der Kostendruck für Modernisierungs- und Instandhaltungsmaßnahmen bei Bestandsbauten immer weiter steigt und hier Einsparpotenziale gesucht werden. Bei den Neubauten ist es neben dem Blick auf die Langfristkosten vor allem der Komfort- und Sicherheitsgedanke, der hier ins Spiel kommt. Für all diese Anwendungen ist digitale Schließtechnik wie z. B. das System 3060 von SimonsVoss mit seinen Komponenten eine ausgezeichnete Lösung

Wo liegt denn hier das Einsparpotenzial bezogen auf die Sicherheitstechnik?

VdS Schadenverhütung hat laut immobilienscout24.de berechnet, dass aufgrund der rund 800.000 verlegten Schlüssel pro Jahr ein Schaden von fast 100 Millionen Euro entsteht. Je nach Gebäudegröße und Organisationsform der mechanischen Schließanlage kann der Verlust eines Generalschlüssels mit allen Folgekosten schnell fünfstellige Ausmaße annehmen. Ein verlorenes digitales Schließmedium (Karte, Transponder) zu ersetzen kostet drei Klicks und wenige Euro und die Anlage ist nach dem Löschen der alten Schließberechtigung sofort wieder sicher.

Gibt es weitere Vorteile der digitalen Systeme?

Da sind vor allem drei wesentlich: Die Beschaffungskosten je Schließmedium, unabhängig von seiner Bedeutung in der Hierarchie, sind bei digitalen Systemen um ein Vielfaches niedriger und Verwaltung eines digitalen Schließsystems sind einfacher zu handhaben. Der wichtigste zusätzliche Vorteil bei den digitalen Systemen besteht aber in ihrem Ausbaupotenzial. Mit Softwarekomponenten wie SmartSurveil beispielsweise lassen sich Türzustände visuell überwachen. Komfortable Ergänzungsfunktionen, steuerbar per Smartphone, sind bei digitaler Schließtechnik von SimonsVoss kein Problem.

In großen Wohnanlagen laufen regelmäßig Wartungs- und Instandsetzungsarbeiten. Wie integriert man diese Vorgänge?

Mit Schließberechtigungen auf Zeit für die Handwerker. Im Gegensatz zu einem mechanischen Schlüssel, den Sie haben oder nicht haben, lassen sich Transponder oder Karte für bestimmte Gebäudebereiche und eingegrenzte Zeitfenster exakt programmieren. Außerhalb dieses Spektrums funktionieren die Schließmedien nicht. Und in der Verwaltungssoftware lässt sich je nach Ausstattung nachvollziehen, wann und wo ein Transponder eingesetzt wurde.

Ich nehme an, Ihre Anlagen kommen in erster Linie im Neubau zum Einsatz?

Kann man so nicht sagen. Die Hauptprojekte, die wir ausführen, sind zu 80 Prozent im Bestand. Denn dieser wird in zunehmendem Maße digitalisiert. Im Neubau liegt der Anteil digitaler Schließanlagen zwischen zehn und 20 Prozent. Hier können wir aber mit einem stetig steigenden Anteil einen klaren Trend erkennen. Was daran liegt, dass die Bekanntheit digitaler Lösungen zunimmt. Argumente wie die Kosteneinsparungen im Betrieb und die Unsicherheit, die bei herkömmlichen Anlagen mit verlorenen Schlüsseln verbunden ist, überzeugen.

Welches Potenzial schlummert Ihrer Einschätzung nach im Gebäudebestand?

Im Gebäudebestand haben wir noch immer einen Anteil von rund 90 Prozent mechanische Lösungen. Entsprechend hoch sind die Möglichkeiten für die erfolgreiche Vermarktung digitaler Schließtechnik in diesem Bereich. Unsere Aufgabe ist es – neben der Entwicklung von nutzerorientierten Innovationen – die klaren Vorteile digitaler Schließsysteme an die richtigen Zielgruppen zu kommunizieren. Wir können hier zahlreiche Referenzen vorweisen, bei denen der Weg von der Mechanik zur Elektronik erfolgreich beschritten wurde.

Gibt es spezielle Nachrüst-Lösungen für Bestandsbauten?

Ein praktikabler Ansatzpunkt ergibt sich bei Geschosswohnungsbauten, deren Hauseingangstüren über elektrische Türöffner verfügen. Hier kann mit dem digitalen Schlüsselschalter SmartRelais 2 von SimonsVoss nachgerüstet werden. SmartRelais 2 muss bei der Verwendung von Transpondern im sicheren Innenbereich montiert werden, da hier auch die Elektronik sitzt (Leser und Öffnungselektronik in einem Gehäuse integriert).

Die einzelnen Schließberechtigungen vergibt die Hausverwaltung. Die Eingangstüren zu den einzelnen Wohnungen können die Nutzer bei dieser Konstellation wie gewohnt weiterhin mit dem mechanischen Schlüssel öffnen bzw. verriegeln. Sie können diesen mechanischen Zylinder aber auch gegen den digitalen Doppelknaufzylinder im System 3060 von SimonsVoss tauschen und die Schließberechtigungen auf Hauseingangstür und Wohnungseingangstür programmieren lassen. Komfortabler geht’s nicht.

 

Und bei Verlust des Transponders oder der Karte muss auch hier nichts umgebaut werden?

Verliert ein Wohnungsinhaber seine Karte oder den Transponder, muss kein teurer mechanischer Schlüssel plus Zylinder ersetzt werden. Der Hausverwalter erstellt (programmiert) einen Ersatztransponder. Sobald dieser erstmalig an der entsprechenden Schließung eingesetzt wird, erlischt automatisch die Zugangsberechtigung des verloren gegangenen Transponders, der nun von niemand mehr genutzt werden kann. Damit ist die Sicherheit an der Hauseingangstür unmittelbar wieder gegeben.

Wie steht es um die Sicherheit digitaler Schließsysteme gegenüber Manipulationen?

Es gibt drei Sicherheitsaspekte. Zum einen den mechanischen Schutz. Da sind wir auf dem gleichen Niveau wie die mechanischen Lösungen, können auch VdS-geprüfte Varianten anbieten. Im elektronischen Bereich können wir mit „Secure Element“ und End to EndVerschlüsselung auch höchsten Sicherheitsansprüchen, wie sie von Banken verlangt werden, genügen. Dies lassen wir regelmäßig von externen Profis überprüfen. Und nicht zuletzt entspricht die eingesetzte Software den Anforderungen der IT-Richtlinien als auch der Datenschutz-Grundverordnung DSGVO.

Noch sind die digitalen Schließanlagen vor allem in großen Objekten zuhause. Wie lange wird es Ihrer Einschätzung nach dauern, bis diese auch in kleineren Wohnobjekten oder gehobenen Wohnungsbauten verstärkt zum Einsatz kommen?

Das ist eine gute Frage. Es hat fünfzehn Jahre gedauert, die digitale Technik in großen Gebäuden zu etablieren. Endverbraucher wie auch Händler und Fachhandwerk sind heute aber deutlich aufgeschlossener gegenüber digitalen Lösungen. Ich bin daher guter Dinge, das es nicht noch einmal fünfzehn Jahre dauern wird.

 

Braucht es für das kleinmaßstäbliche Geschäft nicht eine angepasste technische Lösung?

Diese Lösung können wir schon seit über zwei Jahren bieten. Mit MobileKey haben wir ein Cloud-basiertes Schließsystem für maximal 20 Türen und 100 Nutzer für die Ausstattung von Arztpraxen, Architekturbüros, Läden, Mehrfamilienhäusern oder im gehobenen Einfamilienhaus. Ziel der Entwicklung war es, eine möglichst einfache Lösung anbieten zu können, die dem Fachhandwerk den ersten Schritt in Sachen digitaler Schließtechnik so leicht wie möglich macht.

Sie sind auch Geschäftsführer der Stuttgarter Interflex Datensysteme GmbH, einem Schwesterunternehmen von SimonsVoss, das sich auf Softwarelösungen für die Zutrittskontrolle, Besucherverwaltung, Zeiterfassung und Personaleinsatzplanung spezialisiert hat. Welche Formen der Kooperation gibt es?

Beide Unternehmen treiben mit ihren Schwerpunkten ihr Geschäft eigenständig und unabhängig weiter voran. Bei SimonsVoss wollen wir mechanische durch digitale Lösungen ersetzen. Interflex ist überwiegend in Sachen Zutrittskontrolle, Zeiterfassung, Zeitwirtschaft, Parkplatzmanagement etc. mit Schnittstellen zu SAP und ERP-Systemen unterwegs. Wir sehen aber durchaus Kooperationsfelder, denn wir haben eine Vielzahl gemeinsamer Kunden. Daher macht es im Einzelfall durchaus Sinn, dass wir die beiden Themen kombinieren und so einen Mehrwert für den Kunden schaffen. Denn die Schnittstellen sollte nicht der Kunden klären müssen.

SimonsVoss gehört seit September 2015 zu Allegion™, dem mit verschiedenen Marken weltweit agierenden Anbieter von Zutrittskontrollsystemen. Welchen Einfluss hat das auf das operative Geschäft?

Es war von Anfang an klar, dass SimonsVoss weiterhin eigenständig operativ im Markt mit Sitz und Produktion in Deutschland aktiv sein wird. Die Marke wird mit positiven Werten wie „Made in Germany“ und „Erfinder des digitalen Schließzylinders“ verbunden. Was uns stark macht ist unsere Marktstrategie, die neben der Technik den Vertrieb und das Marketing in den Mittelpunkt stellt. Dies wird auch von der Muttergesellschaft konsequent unterstützt, denn die Eigentümer verstehen etwas vom Geschäft. Mit der Investition von mehreren Millionen Euro sowohl in die Entwicklung neuer Produkte als auch für den Neubau am Produktionsstandort in Osterfeld, was einer Verdopplung des Werkes gleichkommt, wird die Entwicklung des Unternehmens weiter vorangetrieben.

Welche Formen der Zusammenarbeit gibt es in der Allegion-Unternehmensgruppe, beispielsweise in der Entwicklung neuer Produkte und Technologien?

Wir pflegen einen intensiven Technologieaustausch. Zum Beispiel in der Grundlagenforschung oder im Bereich Software-, IT- und Cyber-Sicherheit oder Bluetooth-Konzepten. Wir als Mittelständler profitieren dabei von der Größe des Mutterkonzerns. Denn Allegion erwirtschaftet allein in den USA mehr als eine Milliarde US-Dollar mit digitaler Schließtechnik.

Wenn sich einer unserer Leser aufgrund dieses Interviews entschließen sollte, in das Geschäft mit elektronischen Schließanlagen einsteigen zu wollen, mit welcher Form der Unterstützung könnte er durch Ihr Unternehmen rechnen?

Es dürfte nur noch ganz wenige Händler geben, die in diesem Segment noch nicht tätig und kompetent sind. Für diese, beziehungsweise neue Mitarbeiter, haben wir ein breit aufgelegtes Schulungsprogramm, das von unserer Akademie in München angeboten wird. Zusätzlich werden die Händler durch unsere Trainer und Serviceteams vor Ort betreut. Beim ersten Projekt sind unsere Mitarbeiter bei der Montage, dem Einlernen und der Programmierung mit dabei. Der Einstieg ist für den Fachhändler auch mit einem gewissen Investment verbunden, aber es lohnt sich. Und die Erfahrung zeigt, dass viele Händler auf Grund des Erfolges schnell Interesse an größeren Projekten entwickeln.