Von der Flexibilität digitaler Schließanlagen

Dieser Artikel erschien in der bauelemente bau Ausgabe 10/20

Unterföhring, 31.10.2020

Von der Flexibilität digitaler Schließanlagen

Sparen Aufwand, Zeit und Kosten

Zutrittsrechte, verlorene Schlüssel, Besucher, neue Mitarbeiter, flexible Arbeitszeitmodelle, Kündigungen, neue Abteilungen, Semesterbeginn, Gebäudeerweiterungen, neue Anforderungen an die Sicherheit oder den Brandschutz, Zeitarbeitskräfte, Praktikanten, temporär beschränkter Zugang für das Reinigungspersonal ... Die Nutzung und die dazugehörigen Zutrittsberechtigungen großer Verwaltungs- oder Industriebauten wechselt nahezu täglich. Die Anpassung der Zugangsberechtigungen in Form der passenden Schlüssel ist bei mechanischen Schließanlagen mit einem hohen Aufwand verbunden. Mit ein Grund dafür, dass sich immer mehr Unternehmen für den Einsatz einer digitalen Schließanlagenlösung aus dem Hause SimonsVoss entscheiden. Zumal das Unternehmen für besonders schützenswerte Bereiche die Möglichkeit der lückenlosen Türüberwachung inklusive der passenden Software bieten kann.

„Wir rechnen damit, dass auch die CoronaPandemie den Trend zu digitalen Schließanlagen beflügeln wird. Denn aus Gründen der Sicherheit gilt es Mitarbeitergruppen so weit als möglich zu trennen, gesonderte Zugänge und Arbeitsbereiche zu schaffen und zu dokumentieren, wer mit wem Kontakt hatte“, ist sich Oliver Brandmeier, Leiter Produktmanagement, sicher. Mit dem System 3060 bietet SimonsVoss ein digitales Schließ- und Zutrittskontrollsystem für große Objekte, mit einer Vielzahl von Nutzern und komplexen Zutrittsberechtigungen. In das System können neben Türzylindern auch Einfahrtsschranken, Türen, Tore, Aufzüge und Drehkreuze bis hin zu Schränken, Spinden und Möbeln integriert werden. Damit ist es möglich, ein Gebäude rundum abzusichern. Dennoch ist dafür nur eine überschaubare Anzahl an Komponenten in verschiedenen Ausprägungen notwendig: ein digitaler Schließzylinder, ein digitales SmartRelais, die digitalen Türbeschläge SmartHandle beziehungsweise SmartHandle AX sowie digitale Schrank- und Vorhangschlösser.

 

Anpassungsfähige Lösung

Ein modularer Aufbau ist die Voraussetzung für den individuellen Zuschnitt der Schließanlagen. Dieser ermöglicht es aber auch, das System jederzeit an Veränderungen anzupassen. Denn Unternehmen wachsen, Gebäude werden erweitert, die Nutzung verändert sich, die Anforderungen an die Sicherheit nehmen zu. All dies hat SimonsVoss bei der Entwicklung von System 3060 mit berücksichtigt. Eine Anpassung ist dank der kabellosen, batteriebetriebenen Technik schnell und kostengünstig machbar. Denn auch wenn die Komponenten des Systems über die Jahre immer weiter entwickelt werden, so wurde und wird doch immer für eine Aufwärts- und Abwärtskompatibilität gesorgt. Damit ist gewährleistet, dass bestehende Systemkomponenten bei einer späteren Erweiterung nicht ausgetauscht werden müssen.

 

Digitaler Schließzylinder

Im digitalen Zylinder selbst steckt die ganze Schließ- und Kontrollintelligenz. Dennoch ist er in seinen Dimensionen überraschend kompakt. Es gibt ihn in verschiedensten Ausführungen (Standard-, Halb- und Doppelzylinder, optional mit VdS-Zulassung, wetterfest, für Fluchttüren etc.) und mit vielfältigsten Schließ-, Überwachungs-, Protokoll- und Kontrollfunktionen. Der Zylinder ist aber nicht nur intelligent, sondern sieht auf Grund seiner kompakten Bauweise und der hochwertigen EdelstahlOberfläche auch gut aus. Weil batteriebetrieben, gehört zu seinen Vorzügen auch die Möglichkeit, ihn ohne Bohren, Schmutz, Kabel und großen Zeitaufwand zu montieren. Der Zylinder kann bis zu 3.000 Ereignisse protokollieren. Der Einsatz langlebiger Batterien macht ihn in Verbindung mit einer ausgereiften, in Eigenregie entwickelten Technik zu dem effektivsten Digitalzylinder. Wahlweise kann der Zylinder auch mit Sensoren für das kabellose DoorMonitoring ausgestattet werden. DoorMonitoring wird auch im SmartHandle angeboten. Nähere Information dazu finden Sie auf den folgenden Seiten.

 

Neue Beschlag-Generation

Noch recht neu im Programm ist der „SmartHandle AX“ für Innentüren, das erste Element einer noch leistungsfähigeren Generation von Systemkomponenten. Die Besonderheit ist eine neuartige Sicherheitsarchitektur. Das „Secure Element“, eine separate Einheit, speichert und verschlüsselt hocheffizient alle sicherheitsrelevanten Daten, wie zum Beispiel das Schließanlagen-Passwort. Eine ausdauernde Batterie macht 300.000 Betätigungen oder zehn Jahre Standby möglich. Der Beschlag SmartHandle AX ist modular aufgebaut. So kann er entsprechend der Türdicke, Entfernungsmaß und Vierkant flexibel an alle Türsituationen angepasst werden. Der Griff ist rechts oder links montierbar. Einzigartig sind die optischen Gestaltungsmöglichkeiten mit verschiedenen SimonsVoss Drückern und der Kombinierbarkeit mit gängigen Drückern bekannter Hersteller, was nach Aussagen des Unternehmens ein Alleinstellungsmerkmal darstellt.

Als besonders robuste Lösung ist das SmartHandle 3062 für Außentüren sowie besonders stark frequentierte Türen konzipiert. Für die SnapIn-Montage werden nur wenige Minuten und eine einzige Schraube benötigt. Ansonsten wird auf eine Einrast-Technik gesetzt. Das Design der Türgarnitur wurde mehrfach prämiert. Sowohl das SmartHandle AX als auch das SmartHandle 3062 können den Zutritt von bis zu 64.000 Benutzern steuern.

 

Aktiv- oder Passivtechnik

Bezüglich der Identifikationstechnik hat der Kunde die Wahl zwischen aktiver und passiver Technik. Zum einen dem „aktiven“ Transponder oder aber der „passiven“ SmartCard. Der wie ein Funkschlüssel funktionierende, batteriebetriebene Transponder bietet freilich eine ganze Reihe an zusätzlichen Vorteilen in Sachen Sicherheit und Komfort.

Er hat eine größere Reichweite, eine deutlich längere Lebensdauer und verfügt über mehr Speicher für Daten aller Art. So können bis zu vier unabhängige Schließanlagen hinterlegt werden. Das robuste Gehäuse schützt die Leseelektronik und bietet einen guten Schutz vor Vandalismus und Manipulation. Mit dem Transponder wird das Entriegeln einer Tür aktiv per Knopfdruck ausgelöst. Da für die aktive Datenübermittlung Energie benötigt wird, ist der Transponder batteriebetrieben. Das hat auch den Vorteil, dass die Batterielebensdauer von Zylinder und Beschlag auf bis zu 300.000 Zyklen gesteigert wird.

Je nach Situation und Anwendung kann aber auch die SmartCard mit Passivtechnik eine sinnvolle Variante sein. Insbesondere wenn bereits Karten verwendet werden oder noch weitere passive Systeme vorhanden sind, die beispielsweise für die Zeiterfassung oder die Kantinenabrechnung genutzt werden. Aber auch bei einer hohen Personalfluktuation ist die SmartCard die passende Lösung. Als kombinierte Lösung bietet SimonsVoss auch Transponder mit integriertem Karten-Inlay in den gängigsten Technologien an.

 

Relais mit Gateway-Funktion

Schranken, Tore, Aufzüge etc. verfügen nur selten über Schließzylinder. Damit auch bei ihnen der Zutritt elektronisch ermöglicht und kontrolliert werden kann, kommt ein SmartRelais zum Einsatz, das als Zutrittskontrollleser funktioniert. Es schaltet nicht nur Licht, Tore, Schranken und Maschinen sondern es übermittelt auch Daten von Identifikationsmedien an fremde Systeme, zum Beispiel an die Zeiterfassung, die Kantinenabrechnung oder das Facility Management.

In einer virtuell vernetzten Schließanlage kann das SmartRelais auch die Rolle des zentralen Gateways übernehmen. Das heißt, es überträgt geänderte oder neue Zugangsberechtigungen auf die Identifikationsmedien. Auf diese Weise ist sichergestellt, dass jeder Benutzer über tagesaktuelle Zugangsberechtigungen verfügt.

 

Offline oder doch lieber Online?

SimonsVoss bietet seinen Kunden die Möglichkeit, ihr digitales Schließsystem online, virtuell vernetzt oder offline zu betreiben. Bei kleinen Schließanlagen dürfte die Entscheidung in der Regel für den Offline-Betrieb fallen. Auch, weil er kostengünstiger ist. Die Flexibilität der Lösungen lässt es jedoch zu, auch später noch ohne großen Aufwand vom Offline- zum Online-Betrieb zu wechseln. Bei großen Gebäuden mit einer Vielzahl von Schließungen oder strengen Sicherheitsanforderungen und einem heterogener Mitarbeiter- und Besucherverkehr ist dagegen ein vernetztes System unabdingbar. Geboten werden zwei Varianten in Form eines Online-Netzwerks sowie eines virtuellen Netzwerks. Diese Netzwerkvarianten sind zudem frei miteinander kombinierbar. So können beispielsweise die Gebäudehülle oder besonders sicherheitsrelevante Türen mit einem Online-System abgesichert werden, um schnell reagieren zu können. Im Gebäudeinneren könnte dagegen ein virtuelles Netzwerk zum Einsatz kommen.

 

Offline-Betrieb

Gilt es eine eher kleine Anzahl von Türen abzusichern oder wenn Änderungen bei Zutrittsrechten eher selten sind, kann eine System 3060 Anlage auch leistungsfähig und kostengünstig offline betrieben werden. Die Programmierungen werden wie bei den anderen Versionen in der LSM-Software erstellt. Die Daten werden dagegen auf einem tragbaren Programmiergerät zur betroffenen Schließung gebracht. Oder es werden die Identifikationsmedien entsprechend programmiert, was häufig eine einfachere Möglichkeit darstellt.

Die Eigenschaften einer Offline-Schließanlage:

  • Kostengünstige Lösung für kleine Anlagen
  • LSM-Software zentral auf einem Computer

Online-Netzwerk

Mit der umfassenden Online-Vernetzung steht dem Nutzer das ganze Leistungsspektrum des Systems 3060 zur Verfügung. Die Locking-System-Management-Software (LSM, Beschreibung siehe unten) und sämtliche Schließungen werden per Funk und über Router verbunden, was den Datenaustausch in Echtzeit gewährleistet. Die Vorteile liegen im zentralen Management, den vielen Funktionen – und einer deutlich erhöhten Sicherheit:

  • Bei Schlüsselverlust ist eine sofortige Reaktion möglich
  • Schließungen können in Echtzeit programmiert werden
  • Bei Bedarf können Schutzfunktionen wie zum Beispiel die Notfreischaltung im Brandfall zentral ausgelöst werden
  • Möglichkeit der Online-Türüberwachung (DoorMonitoring).
  • Bei kritischen Ereignissen wie zum Beispiel Manipulationsversuchen an Türen und Beschlägen erfolgen Warnmeldungen per sofortiger Nachricht.
  • Automatische Warnungen bei schwacher Batterieleistung

Virtuelles Netzwerk

Auch ein virtuelles Netzwerk ermöglicht das zentrale Management der Schließanlage. Dabei werden die Außentüren oder spezielle Zugangspunkte des Gebäudes mit SmartRelais ausgestattet. Diese sind mit dem Netzwerk verbunden und dienen als Gateways zur Aktualisierung der Berechtigungen. Aktualisierte Daten gelangen somit von der LSMSoftware via Ethernet zu den Gateways und von dort über die Identifikationsmedien zu den Schließungen.

Die Vorteile dieser Lösung sind:

  • Wenig Infrastruktur, da nur zentrale Gateways vernetzt werden
  • Ein geringer Verwaltungsaufwand, gerade bei großen Schließanlagen
  • Die Möglichkeit der Online-Vernetzung einzelner, besonders abzusichernder Türen ist gegeben
  • Ein Nachprogrammieren der Schließungen mit dem Programmiergerät ist jederzeit möglich

Die Schaltzentrale

Für die Einrichtung und den Betrieb der digitalen Schließanlage bietet SimonsVoss die Locking-System-Management-Software LSM. Diese verbindet die Systemkomponenten in Form der Türen mit Schließvorrichtungen mit den Benutzern und ihren Identifikationsmedien.

Mit der LSM-Software können die folgenden Aufgaben schnell und komfortabel ausgeführt werden:

  • Anlage und Verwaltung des Schließplans (Matrixdarstellung)
  • Programmierung und Verwaltung der Identifikationsmedien: Transponder, SmartCards
  • Programmierung und Management aller Schließungen: Schließzylinder, SmartHandles, SmartRelais
  • Erstellung verschiedener Listen, Berichte und Protokolle, zum Beispiel über Zutrittsberechtigungen, Programmierbedarf für Schließungen bei Transponderverlust etc.

Da sich Gebäude nicht nur durch ihre schiere Größe, sondern auch durch die speziellen Sicherheitsanforderungen unterscheiden, bietet SimonsVoss die LSM-Software in vier verschiedene Editionen für den jeweiligen Bedarf. „Der Aufbau, die Bedienung und die Funktionen sind aber bei allen Versionen gleich“, erläutert Oliver Brandmeier, Leiter Produktmanagement.

 

Alle Türzustände immer im Blick

Mit „DoorMonitoring“ hat SimonsVoss eine einfache, extrem kleine Türüberwachungstechnik entwickelt. Die Besonderheit dabei: Auch sie funktioniert komplett kabellos. „Damit hat SimonsVoss derzeit noch eine Lösung mit Alleinstellung, denn das hat sonst kein anderer Anbieter. Aktuell verzeichnen wir ein starkes Interesse an dieser Lösung, was uns ermutigt, das Angebot weiter auszubauen“, betont Produktmanager Tobias Lerzer.

Das Door Monitoring ist für SimonsVoss-Zylinder und die SmartHandle-Türgriffe erhältlich und lässt sich schnell und verkabelungsfrei in die Tür integrieren. Zylinder und SmartHandle erkennen den Türöffnungszustand über einen Sensor in der Stulpschraube und einen in der Türzarge platzierten Magneten. Die Änderungen am magnetischen Feld zeigen an, ob die Tür offen, geschlossen oder verriegelt ist. Registriert wird aber auch, wenn eine Tür zu lange offen steht oder ein Manipulationsversuch am Zylinder oder Türgriff unternommen wurde. Diese Informationen werden über das Netzwerk an die LSMSoftware übertragen und in SmartSurveil dargestellt.

Dabei handelt es sich um ein eigenständiges Software-Tool zur Überwachung von Türzuständen. Das Tool ist Bestandteil der LSMBusiness- und Professional-Editionen.

Es zeigt in übersichtlicher Form alle Ereignisse und Zustände von Schließkomponenten mit DoorMonitoring-Funktion an. Für eine noch bessere Visualisierung können in SmartSurveil Gebäudepläne eingelesen werden. Der Nutzer kann per Drag & Drop die Türen in den Gebäudeplan übertragen, so dass ihm dann der jeweils aktuelle Türzustand angezeigt wird.

Türen können in Überwachungsgruppen zusammengefasst werden, um gezielt einzelne Bereiche zu kontrollieren. Der Gruppe wird ein Soll-Zustand zugewiesen, wie etwa „Tür ist sicher verschlossen“. Weicht eine Tür vom Soll-Zustand ab, wird dies in SmartSurveil angezeigt.

Das Programm kann eigenständig auf einem PC installiert und getrennt von der Schließanlagenverwaltung betrieben werden. Damit kann beispielsweise ein Sicherheitsdienst mit der Türüberwachung beauftragt werden. Steht etwa eine Tür zu lange offen, wird dies dem Sicherheitsdienst gemeldet und im Gebäudeplan angezeigt. Er kann umgehend reagieren und geeignete Maßnahmen einleiten.

Die Möglichkeiten gehen jedoch über die reine Überwachung hinaus: In SmartSurveil können auch direkt Aktionen an den vernetzten Schließungen durchgeführt werden, wie zum Beispiel die Fernöffnung von Türen oder die Notfreischaltung von Türen bei einem Brandalarm.

 

Das SmartHandle AX für Innentüren. Ein modularer Aufbau macht die Anpassung an die jeweilige Tür möglich. Auch die Kombination mit Drückern der gängigen Hersteller ist möglich.
Das SmartHandle 3062 ist die Wahl für stark frequentierte Türen. Zudem ist es auch im Außenbereich einsetzbar.
Das SmartRelais übernimmt in virtuellen Netzwerken auch die Rolle des zentralen Gateways.
Ein dicker Schlüsselbund war früher ein Statussymbol. Heute im Zeitalter der Digitalisierung wirkt er eher aus der Zeit gefallen. Denn die wesentlich smarteren Lösungen sind batteriebetriebene Transponder, deren Zugangsrechte mit wenigen Klicks angepasst werden können. Alternativ unterstützt SimonsVoss „passive“ SmartCards.